Unterschrift von Hemingway

Ernest Hämmerway?

Literarische Gehversuche

Es scheint ein großes Interesse an den Weihnachts- und/oder Geburtstagsgeschenken meiner frühen Kindheit zu geben. Nun, dann möchte ich euch nicht lange auf die Folter spannen. Es gab da in der Tat etwas, was mich sowohl von seiner Technik, als auch von den Möglichkeiten irgendwie fasziniert hat.

Ein Schulkamerad hatte mal in die Schule eine kleine Kinderschreibmaschine mitgebracht. Wir hatten zu dieser Zeit das Thema Geburtstagsgeschenke. Jeder sollte ein Geschenk mitbringen, Das er zu seinem letzten Geburtstag bekommen hat. Meine Entscheidung fiel auf einen Chemiebaukasten von Kosmos. Ich hatte sofort einige interessierte Freunde um mich herum, was mir gar nicht so recht war. Ich blieb lieber in Deckung, unauffällig, ungestört.

Was hat denn der David da? — Das schaut sehr interessant aus! Es war ein kleines, buntes Blechgehäuse mit einer Gummiwalze am Ende und irgend einem runden Gnubbel in der Mitte. Nach dem sich das Interesse an meinem Geschenk etwas abgeflacht hatte, ging ich zu ihm hinüber. „Es ist eine Schreibmaschine”, sagte er. Interessant! Aber warum sind die Tasten nur aufgemalt? Was hat es mit dem Rad dort auf sich? Er erklärte mir, das man mit dem Rad die Buchstaben einstellt und dann auf den großen Knopf darunter drückt, dann klappt der ganze Gnubbel nach vorne auf das Papier.

Faszinierend!

Ich glaube, ich war in dem Moment gepackt und wie gut sich das traf. Heute war der 10. Januar, nur noch 16 Tage bis … Wie einfach könnte ich es damit haben. In der Schule waren wir in zwischen auf Füller umgestiegen, weg von den ekelhaften Blei- und Buntstiften! Ich hasse diese Dinger Heute noch. Kratzen und Knirschen sind nicht das, was ich beim Schreiben gerne höre. Mit so einem „KLACK” könnte ich mich aber anfreunden! 😀

Zu Hause gab es wieder eine Menge zu erzählen! Mutti sagte nicht viel, nur ein abschließendes „Soso” was alles Mögliche bedeuten konnte. Später kam Papa, dem ich auch von dieser tollen Maschine erzählte, der aber auch nicht gerade vor Begeisterung die Wohnzimmerlampe aus der Decke riss. Na ja. Nach dem Abendessen kam das Sandmännchen und klein Charly ging ab in die Heia. Da passierte der Fehler!

Mutter kam noch einmal in mein Zimmer und suchte etwas auf meinem Kleiderschrank. Ich war zu schlaftrunken, um zu erkennen was sie suchte. Sie ging auch schnell wieder. Ich hatte es allerdings registriert. Am nächsten Morgen, noch vor meiner üblichen Weck – Zeit sprang ich schnell hoch und schaute nach, was auf meinem Schrank fehlte.

Mr. Holmes, übernehmen sie!

Zunächst war nichts zu sehen, aber dann! Da fehlt der Baur-Katalog!!! HA 😀 Dieser Versandhauskatalog lag sonst immer da oben und kam nur runter, wenn meine Eltern etwas bestellen wollten, oder ein neuer Katalog gekommen war. Kombiniere: Noch 9 Tage bis zu meinem Geburtstag. Katalog enthält auch Geschenke. Heimlichtuerei meiner Eltern. Hehe, Charly Holmes scheint das Rätsel zumindest teilweise gelöst zu haben.

In den Tagen bis zum 26. blieb kaum eine Seite im Katalog von mir unbeachtet. Mittlerweile hatte ich zwar in Erfahrung gebracht, das es nicht erlaubt ist, seine Hausaufgaben mit Schreibmaschine zu machen, aber egal. Auch ein kleiner Junge kann schwanger sein, schwanger mit einer Ahnung! Und jeder Menge Vorfreude 😀

Dann war der Tag gekommen! Eine wunderbare Torte, ein Frankfurter Kranz den ich abgöttisch liebe stand da auf dem Tisch, daneben ein großer, rechteckiger Kasten, in Geschenkpapier gewickelt. Ich hätte meine Eltern totknuddeln können! 😀

Petite International - Kinderschreibmaschine

Petite International – Kinderschreibmaschine

Das Bild hier zeigt genau diese Maschine. Meine war allerdings in Rot, in Blau war sie nicht lieferbar, aber das spielt ja keine Rolle! Ein Traum wurde wahr. Ich kann mich leider nur noch dunkel erinnern, aber mein Vater hatte mir von der Arbeit einen dicken Stapel verschiedenster Papiere mit gebracht. Das waren alte Ordersätze, die eigentlich geschrottet werden sollten, aber die Rückseite war noch strahlend Weiß, NOCH! Ich erinnere mich ganz dunkel an einen der ersten „Romane”, die ich auf dem Teil verbrochen hatte. „Bergwacht K3 – Die Retter ganz oben” so hieß der Titel glaub ich. Das war weil damals im TV ein Bericht über den Himalaja lief. Das hatte mich inspririert.

Jedenfalls begann damals eine wilde Hämmerei auf dem Teil, das ein paar Jahre später sogar im 10-Finger-System stattfand. Warum ich damit nicht weiter gemacht habe? Keine Ahnung, das Leben hat so unendlich viele Optionen für uns. Vielleicht war es die falsche Entscheidung, vielleicht auch nicht. Wer weiß …

Ein schönes Wochenende liebe, bis hier noch nicht eingeschlafenen, Lesewillige und bis Montag dann 🙂

21 Gedanken zu „Ernest Hämmerway?

  1. Gabi

    Wieder eine ganz tolle Geschichte.
    Deine Schreibmaschine sah ja schon richtig „modern“ aus. Na gut, ich bin ja auch älter. Eine eigene hatte ich nie, aber mein Opa war selbsständig und hatte natürlich auch ein Büro. Und zu Hause war dann die alte, ausrangierte Schreibmaschine. Die klapperte ungemein. Aber ich habe es auch geliebt, damit zu schreiben.
    Später wurden die Schreibmaschinen dann natürlich besser, bis hin zur elektrischen, die dann schon mein Sohn für die Schule hatte.
    Als ich dann in der Berufsschule auch das 10 Finger System erlernte (und ja, ich gehöre wohl auch noch zur letzten Generation die Stenographie gelernt hat und es heute noch kann).
    In der Schule fing man ja erst mal mit ein paar Buchstaben an. Ich war so begeistert, dass ich mir zu Hause dann recht schnell den Rest selber voraus erlernte. Und ich hab gerne und schnell geschrieben. Hab sogar mal einen Schnellschreibbewerb in der Schule gewonnen! 🙂
    Als die Computerzeit herinbrach, kam mir das natürlich sehr entgegen. Darum macht es mir auch nichts aus, lange Texte zu schreiben, weil ich es immer noch recht schnell kann. 🙂
    LG Gabi

          1. Gabi

            Heute gesehen wohl wahr. Wäre sicher ein Sammlerstück.
            Aber damals war sie schlicht und einfach alt, weil es ja doch schon etwas modernere gab. Und die, die da eben modern waren, sind heute auch schon Sammlerstücke. 🙂
            Ach herrje, wie alt bin ich denn! 🙂
            Ob ich auch schon zu den Sammlerstücken gehör? 🙂

  2. minibares

    Meine Schwester, die 5 Jahre älter war, hatte eine „Reiseschreibmaschine“, also mit einem Verdeck drüber, so dass man sie wie eine Tasche mitnehmen konnte. Recht flach.
    Darauf habe ich dann später auch gelernt.
    Deine Geschichte ist mal wieder der Hammer, lach.
    Danke dafür ♥
    Bärbel

    1. Charly Schwarzer Autor

      Ich habe zu danken! Übrigens nach dem mein Vater 3 x die gebrochenen Zugfäden mit einer Bindfadenkonstruktion ersetzt hatte und zuletzt auch noch der klapprige Zeilenschalthebel das Zeitliche segnete, kam bei mir auch so eine kleine grüne Reiseschreibmaschine auf den Tisch.
      Ich glaube das war damals eine Elite, vom Kaufhof oder Karstadt. Die hatte ich lange.

        1. Charly Schwarzer Autor

          Ja, das war schon eine richtige Schreibmaschine. Hatte sie damals ja hauptsächlich wegen der Schule und des Schreibmaschinenunterrichts bekommen. 😉

    1. Charly Schwarzer Autor

      Ich hatte eine längere Zwangspause, gefolgt von eine gewissen inneren Leere. Mir wollte nix Gescheites einfallen, aber ich denke ich hab jetzt was … 😉

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.