Wer oder was bin ich denn?
Das Leben hat es mir nicht leicht gemacht, ich wusste nicht mal wieso?! Dann kam sie in mein Leben. Irgendwie hat sie mich am Anfang fasziniert, dann inspiriert und letztlich motiviert. Als ich sie zum Ersten mal besuchte, im hohen Norden Deutschlands, sagte sie mir nach einiger Zeit auf den Kopf zu: „Du bist ein Autist!”
Wie bitte? Was soll ich sein? So ein Blödsinn! Dennoch war meine Neugier geweckt … wie kommt sie auf so eine Aussage? Sie behauptet selbst eine weibliche „Rain Man” zu sein, dabei weiß doch jeder, seit dem Film mit Dustin Hofmann, dass das lebensunfähige Menschen sind, die ohne Hilfe nichts auf die Reihe bekommen, außer vielleicht mathematische Formeln!
Ich bin nur so einer von vielen Computer-Freaks, die mit den Blechkisten auf Du und Du sind, aber das hat doch gar nichts mit Autismus zu tun! Natürlich war ich neugierig und wollte wissen, wie sie auf so eine Aussage kommt. Klar habe ich es nicht immer einfach gehabt im Leben. Die Interaktion mit anderen Menschen fällt mir schwer. Oft habe ich im direkten Dialog mit anderen einfach die falschen Ideen und reagiere nicht so, wie es gewünscht wird. Aber deshalb Autist???
Ich habe mich mit der Sache intensiver befasst. Es gibt also Unterschiede, um nicht zu sagen ein enormes Spektrum von Autismus. Was Hoffmann dargestellt hat, war nur eine Facette davon. Je nach Blickwinkel, wird Autismus von den Menschen total anders gesehen.
Dieses Bild von Fuchskind zeigt sehr gut das Spektrum, wie wer was sieht. Je länger ich mich damit beschäftigt habe, um so mehr Parallele sah ich zu mir und zu meinem bisherigen Leben. Am Anfang hatte mich die Angst im Griff. Kann das wirklich wahr sein? Danach kam das Nachdenken, das Auswerten und Vergleichen mit meiner Situation. Am Schluss kamen dann noch diverse Tests und Auswertungen dazu. Dann stand es fest: Es ist wohl so, wie es ist! Nimm es zur Kenntnis und mache das Beste daraus!
Einfach ist das wirklich nicht! Ein ganzes Leben wird einfach so umgekrempelt. Allerdings lässt es sich nicht von der Hand weisen. So vieles was mir bisher unverständlich war in der Interaktion mit anderen, erklärte sich auf einmal ganz von selbst. Das Bild rundete sich ab. Ich kann es zurückweisen und ignorieren, oder annehmen und das Beste daraus machen.
Die Welt ändert sich, ändere ich mich jetzt auch?
Ich würde sagen nein! Vieles was ich früher einfach so hingenommen habe, in die Schublade „So ist eben die Welt” gesteckt habe, das wird nun verständlich und klar. Noch immer bin ich am sortieren, bewerten und einorden, sowohl der Dinge in meiner Vergangenheit, als auch der Gegenwart. Es macht vieles einfacher, aber auch manches schwieriger.
Wie geht es jetzt weiter? Keine Ahnung, aber ich sehe vielem jetzt mit größerer Gelassenheit entgegen und setze mich selbst nicht mehr so unter Druck, um die Erwartungen der Mitmenschen zu erfüllen. Ich mach mein Ding und dafür bin ich meinem Engelchen unendlich Dankbar ❤ ❤ ❤